8. März – Weltfrauentag

So ein Schmarrn! Wofür soll der denn gut sein?

Hand aufs Herz – wem von euch sind diese Fragen und Gedanken noch nie durch den Kopf gegeistert, wenn ihr „Weltfrauentag“ hört?

Ehrlich gesagt, mir schon – zumindest bevor ich mich mit dem Thema intensiver auseinandergesetzt habe. Ich persönlich fühle mich voll emanzipiert und brauche ihn nicht!

Stimmt das aber wirklich? Habe ich schon einmal Erlebnisse gehabt, wo ich daran gezweifelt habe?

Vielleicht die Bürgermeisterwahl 2020? Lag es wirklich an meiner Person, an fehlender Erfahrung oder eventuell doch an meinem Geschlecht, dass ich es nicht in die Stichwahl geschafft habe?

Oder vielleicht betrifft es ja mich nicht direkt, sondern einfach eine Vielzahl von Frauen überall auf der Welt?

Jetzt war auf jeden Fall mein Interesse geweckt und deshalb wollte ich mehr darüber wissen. Also recherchierte ich im Internet und fand hier einige interessante Fakten:

  • Zum ersten Mal fand der Tag am 19. März 1911 statt. Er entstand damals im Kampf um die Gleichberechtigung und das Wahlrecht für Frauen.
  • Stellt euch vor: Anfang des 20. Jahrhunderts durften Frauen in nahezu  keinem Land der Welt wählen. In Deutschland wurde das Frauenwahlrecht acht Jahre nach dem ersten Weltfrauentag 1919 eingeführt.

  • Was mich auch entsetzt hat, sind die Tatsachen, dass erst seit 1958 Frauen ohne Genehmigung ihres Mannes Auto fahren dürfen oder

  • im Jahr 1962 Frauen erstmals ein eigenes Bankkonto eröffnen durften.

  • 1976 dürfen Männer den Nachnamen ihrer Frau annehmen.

  • 1977 schafft das Eherecht die „Hausfrauenehe“ ab. Bis dahin war die Frau „zur Haushaltsführung verpflichtet“. Berufstätig durfte sie nur mit Einverständnis des Mannes sein und wenn sie ihre „familiären Verpflichtungen nicht vernachlässigt“.

 Für mich ehrlich gesagt unvorstellbar!

  • Vor genau hundert Jahren wurde der Weltfrauentag dann auf den 8. März gelegt. 

  • 1933 wurde er jedoch durch das nationalsozialistische Regime wieder verboten und geriet anschließend in Vergessenheit.

  • Erst Ende der 1960er Jahre rückte er erneut in den Fokus.

Jedes Jahr steht der Frauentag unter einem bestimmten Motto. Das Motto der UN für den Weltfrauentag 2022 lautet „Break the Bias.“ Auf Deutsch bedeutet das so viel wie: „Stoppt die Voreingenommenheit“. Es geht also darum, Stereotypen und Voreinstellungen gegenüber Frauen und Mädchen zu durchbrechen und dadurch für mehr Gleichberechtigung zu sorgen und eine Welt zu schaffen in der Unterschiede gewürdigt und gefeiert werden. 

Ist der Weltfrauentag aber auch im Jahre 2022 immer noch wichtig?

Hier einige Gründe dafür, die, selbst, wenn man dem Ganzen kritisch gegenüber steht, doch nicht von der Hand zu weisen sind:

Menschenrechte gelten auch für Frauen

Das wird  gleich durch die anderen Punkte noch genauer erklärt.

Gender Pay Gap oder gleiche Arbeit – gleicher Lohn

Laut statistischem Bundesamt verdienten Frauen 2020 für dieselbe Arbeit immer noch 18% weniger als Männer. Ziemlich ungerecht oder?

Nachteile durch veraltete Rollenbilder

Veraltet oder doch eher „normal“: Der Vater bringt das Geld nach Hause – die Mutter bleibt zu Hause beim Kind oder arbeitet, wenn überhaupt häufig Teilzeit. Dieses Modell wird in vielen Familien immer noch als „normal“ angesehen und gelebt. Vielen Frauen ist jedoch häufig nicht klar, dass sie dadurch langfristig das Nachsehen haben: Eine Rückkehr in den alten Beruf ist meist schwierig, durch die Teilzeitarbeit verdienen sie insgesamt weniger Geld. Corona hat uns dabei um Jahrzehnte in der Gleichstellung zurückgeworfen. Statistiken haben gezeigt: Während der Pandemie waren es vor allem Frauen, die neben ihrem Job im Homeoffice noch die Betreuung und das Homeschooling der Kinder übernommen haben. Wenn die Frauen das gerne und von sich aus machen und sich über die Folgen im Klaren sind, spricht nichts dagegen! Wenn es allerdings durch ein überholtes Klischeebild von ihr verlangt wird, dann ist es nicht in Ordnung.

Internationale Frauenrechte

Weltweit sind insbesondere Frauen Opfer von Menschenhandel und  Zwangsprostitution, werden zwangsverheiratet oder erhalten keinen Zugang zu Bildung. In Afghanistan wurden die Rechte von Frauen und Mädchen seit der Machtübernahme der Taliban im vergangenen Jahr massiv eingeschränkt

Altersarmut bedroht eher Frauen

Abhängigkeit oder Armut: Durch einen längeren Ausstieg aus dem Job sind Frauen viel öfter von Altersarmut bedroht als Männer – oder finanziell abhängig vom Ehemann.

Kaum Verbesserung bei Gleichstellung von Frauen und Männern in Führungspositionen

Frauen in deutschen Vorständen haben immer noch Seltenheitswert. Aber es geht voran auch, wenn Deutschland auch im internationalen Vergleich noch weit zurück liegt. Doch jetzt ist die Frauenquote da! Bis Ende 2025 muss in den Vorständen börsennotierter und paritätisch mitbestimmter Unternehmen mindestens eine Frau sitzen, wenn dieser Vorstand mehr als drei Mitglieder hat. Ich habe hier meine eigene Devise: Der Geeignetere soll den Job bekommen und zwar unabhängig vom Geschlecht. Und, nur wenn Bewerber gleich gut geeignet sind, soll die Frauenquote greifen. Ich möchte in einem Job mit Kompetenz und nicht durch mein Geschlecht punkten. Aber, wie gesagt, das ist meine Meinung.

Häufig liest man, der Weltfrauentag solle daran erinnern, wie Frauen für ihre Rechte gekämpft haben. Doch mir ist jetzt klar geworden:

Vor uns (und damit meine ich die Frauen auf der ganzen Welt) liegt noch ein langer Weg:

Noch immer ist die Gender Pay Gap erschreckend hoch, die Corona-Krise brachte 50er-Jahre-Frauenbilder zum Vorschein und in Afghanistan schränken die Taliban seit ihrer Machtübernahme die Rechte von Frauen massiv ein. Der Kampf für Gleichberechtigung ist leider noch nicht zu Ende auch wenn es die Einzelne von uns vielleicht gar nicht, kaum oder doch in mehreren Lebensbereichen persönlich betrifft. Hier muss man sich als Frau einfach solidarisch zeigen!

Der 8. März ist also auch im Jahr 2022 wichtiger denn je!

Meine Gedanken zum Weltfrauentag 2022,

Eure

Brigitte Hackl

Brigitte Hackl
Quelle: Hackl